3. Montafoner Gipfeltreffen "Sterben in den Bergen", 2016 in Schruns

Symbolbild 3. Montafoner Gipfeltreffen "Sterben in den Bergen" 2016

© Montafoner Museen

Titel: "Vom Sterben in den Bergen"
Termin: 18. bis 22. Oktober 2016 in Schruns (Sternensaal)

Bereits zum dritten Mal findet die hochkarätige internationale Tagung "Montafoner Gipfeltreffen" im Montafon statt. 30 International renommierte Experten beschäftigen sich mit dem Thema "Vom Sterben in den Bergen", tauschen sich aus und schaffen nachhaltige Grundlagen - die Ergebnisse sollen als Publikation veröffentlicht werden. Alle Vorträge sind öffentlich zugänglich, der Eintritt ist frei.

3. Montafoner Gipfeltreffen, Bericht von V-heute, youtube

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"Vom Sterben in den Bergen"

Zwei durch Raum und Zeit getrennte und beispielhaft herausgegriffene Szenarien mögen als Einstieg in die Thematik dienen.

Szenario I: Vorderasien, genauer die südliche Gegend des heutigen Iraq, vor etwa 4000 Jahren. Die permanente Auseinandersetzung der Tieflandbewohner des alten Mesopotamien mit den Bewohnern der rohstoffreichen Gebirgsgegenden des heutigen West-Iran findet ihren Niederschlag in einem der frühen Epen der Menschheitsgeschichte, das um den Helden und späteren König von Uruk, Lugalbanda, kreist. Dieser ist Teilnehmer an einem großen Feldzug, den Enmerkar, Herrscher von Uruk und „Kind des Sonnengottes“ gegen die von Sagen umwobene Stadt Aratta in Zentral-Iran führt. Um dorthin zu gelangen, muss der Heertross allerdings zuerst die Gebirge West-Irans überwinden. Unmittelbar nach dem Einstieg in die als bedrohlich geschilderte Berglandschaft erkrankt Lugalbanda ernsthaft, sodass er nicht mehr am weiteren Feldzug teilnehmen kann. Verbittert und verzweifelt müssen ihn seine Kameraden in einer Höhle zurücklassen, wo er sich, mit reichlichen Speisen versehen, zum Sterben niedergelegt hat. Letztere sind gleichzeitig als vorweggenommene Totengabe zu verstehen. Das Gebirge wird hier, freilich aus der Sicht des Flachlandbewohners, als eine liminale Zone präsentiert, in der Einsamkeit und Verlassenheit regieren, und in der sich der Held der Erzählung mit einer dramtischen Todeserfahrung konfrontiert sieht. Dass er letztlich dem Tod mit göttlicher Unterstützung entrinnen kann und am dritten Tage, wundergleich genesen, aus der Gebirgshöhle emporsteigt, unterstreicht die Bedeutung des Ortes für diese Grenzerfahrung.

Szenario II: 2015 wurde mit großer medialer Aufmerksamkeit das 150-jährige Jubiläum der Erstbesteigung des Matterhorns gefeiert. Am 14. Juli 1865 war es einer 7er Seilschaft unter dem Engländer Edward Whymper in einem spektakulären Aufstieg gelungen, den Gipfel zu bezwingen. Das mehrfach als alpinistische Großtat angesehene Unternehmen erlangte seine Berühmtheit aber nicht nur wegen dieses erfolgreichen Gipfelsturmes, sondern es waren die folgenschweren Ereignisse des Abstieges, die sich in das Bewustsein einer breiten Öffentlichkeit einprägten und die vom französichen Maler und Graphiker Paul Gustave Doré wirkungsvoll in Szene gesetzt wurden. Der verhängnisvolle tödliche Absturz der von Michel Croz, Robert Hadow, Charles Hudson und Francis Douglas gebildeten vorderen Spitze der Seilschaft war von ihm in einer dramatischen ikonographischen Inszenierung  gestaltet worden, die ihre Wirkung nicht verfehlte.

Was haben diese beiden Szenarien nun mit dem dritten Montafoner Gipfeltreffen zu tun? Sie umschreiben paradigmatisch Anspruch, Zielsetzung und leitende Fragestellung dieses internationalen Kolloquiums. Dies wird auf den ersten Blick deutlich, geht es doch diesmal um das weite Thema des „Sterbens in den Bergen“, das beide Szenarien wirkungsvoll eingefangen haben. Doch lohnt sich ein die Perspektive schärfender zweiter Blick, der auf die Tiefendimensionen der Tagung und die prinzipielle Herangehensweise verweist. Geht es bei der durch das Leitthema nahegelegten Fragestellung doch nicht nur um das Sterben an sich, das – zumindest was die moderne Alpingeschichte betrifft – statistisch leicht zu erfassen und zu beschreiben wäre, sondern um multiple Auseinandersetzungen mit dem Thema „Sterben in den Bergen“ im Kontinuum der Menschheitsgeschichte. Diese Auseinandersetzung ist, wie die beiden Szenarien lehren, vielfältiger Natur. Sie beinhaltet die Todeserfahrung ebenso wie deren literarische Inszenierung, sie veweist auf eine lebensweltlich kontextualisierte Beschäftigung mit dem Berg als  Bedrohung wie auf die heldenhafte Bezwingung- und Überwindungsmetaphorik, die sich sowohl im epischen Gewand, wie auch in Stichen und Erzählungen sowie anderen modernen Medien niederschlagen kann. Einmal mehr soll somit nicht nur die Ebene der Faktizität im Zentrum der Betrachtungen stehen, sondern Inszenierung, Verarbeitung und Darstellung sollen in angemessener Weise Berücksichtigung bei der Behandlung des Themas finden. Darüber hinaus soll das Thema, wie es inzwischen für die Montafoner Gipfeltreffen üblich geworden ist, in seiner räumlichen und zeitlichen Breite präsentiert werden. Der Blick richtet sich nicht nur auf das Lokale, wie auch das Interesse nicht einseitig auf eine Alpingeschichte des Alpenraumes konzentriert ist. Vielmehr sollen Berg und Gebirge in ihren globalen Dimensionen beleuchtet werden, wie auch die Vormoderne mit ihren an Quellen reichen historischen Epochen in den bunten Themenreigen eingebunden sein soll. Dieser reicht vom alten Vorderasien bis in die unmittelbare Gegenwart, von Tibet bis zu den Alpen, vom Montafon bis hinaus in die weite Welt. Damit schließt das dritte Montafoner Gripfeltreffen konzeptionell direkt an die beiden vorausgehenden Kolloquien an und nimmt die bereits im ersten Gipfeltreffen aufgeworfene Frage des Sterbens fokussiert und mit neuer Brennschärfe ins Blickfeld. Berg und Gebirge als charakteristische Leitmotive der Montafoner Gipfeltreffen kreuzen sich auf diese Weise mit einer elementaren lebensweltlichen Erfahrung, die in diesen Landschaften eine ganz besondere Wirkung entfaltet. Diese Doppelperspektive erhält durch einen in den letzten Jahrzehnten ungehemmt auf der Basis marktwirtschaftlicher Kriterien wuchernden Alpintourismus besondere Brisanz, der, bei entsprechender Bezahlung, eine immer größere Anzahl von Hobbybergesteigern auf die höchsten Gipffel der Welt zu schleppen verspricht. Die in diesem Zusammenhang beinahe programmierbaren Katastrophen werden medial in Interviews, Büchern und Filmen ausgeschlachtet, lassen jeweils neue Narrative entstehen, die wiederum zu Multiplikatoren der angesprochenen Entwicklungen werden. Das„Sterben in den Bergen“ und dessen Inszenierung ist demnach ein hochaktuelles Thema. Umso erstaunlicher ist es, dass diese Thematik mit dem dritten Montafoner Gipfeltreffen zum ersten Mal überhaupt im Rahmen einer internationalen Tagung eine umfassende Betrachtung erfährt. Dies geschieht erneut in einem interdisziplinären Kontext, der zahlreiche Fachvertreterinnen und Fachvertreter aus unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen zu einem Gedankenaustausch zusammenführt, der inzwischen zu einem Markenzeichen der Montafoner Gipfelgespräche geworden ist.

Logo Montafoner Gipfeltreffen

 

Die Tagung ist öffentlich zugänglich.

Tagungsort: Schruns (Austria), Pfarrsaal (Sternensaal), Jakob-Stemer-Weg 10, 6780 Schruns

Registrierung: Das Registrierungsbüro befindet sich am Veranstaltungsort. Ansonsten erhalten Sie im Montafoner Heimatmuseum weitere Auskünte.

Unterbringung ReferentInnen: Schruns

Kontakt: Michael Kasper, Sandra Kraft,

info@montafoner-museen.at

 

Organisation:

Robert Rollinger, Institut für Alte Geschichte und Altorientalistik, Universität Innsbruck

Martin Korenjak, Ludwig Boltzmann Institut für Neulateinische Studien, Innsbruck

Michael Kasper, Montafoner Museen, Schruns

Andreas Rudigier, vorarlberg museum, Bregenz

Anreise Bahn/Bus:

ÖBB - Österreichische Bundesbahnen
Auskunft über alle europäischen Zugverbindungen und Fahrplan, inklusive Umsteigemöglichkeiten sowie Preisinfos für innerösterreichische Bahnfahrten finden Sie unter www.oebb.at.

MBS - Montafonerbahn Bludenz - Schruns
Bahnhof Bludenz - Montafonerbahn von Bludenz nach Schruns (ca. 20 min.), Frequenz ca. alle 30 min. (zu den Hauptzeiten). Informationen zu den Fahrzeiten und Fahrplan, Verbindungen und Dienstleistungen erhalten Sie unter www.montafonerbahn.at

 

Anreise PKW:

Aus Deutschland (D)
Pfändertunnel - Rheintalautobahn A14 - Ambergtunnel - Abfahrt Bludenz/Montafon - L 188 Montafoner Straße (Silvrettastraße).

Aus der Schweiz (CH)
Über Chur - Autobahn von Zürich/Chur - Abfahrt Gams – Fürstentum Liechtenstein (FL) - Feldkirch/Tisis - durch Feldkirch in Richtung Bludenz/Innsbruck - Walgau- autobahn A14 - Abfahrt Bludenz / Montafon - L 188 Montafoner Straße (Silvrettastraße).
Über St. Gallen- Autobahn von Zürich/St. Gallen - Ausfahrt Oberriet-Meiningen - Autobahn A 14 in Richtung Bludenz ab Auffahrt Rankweil - Ambergtunnel A14 - Abfahrt Bludenz/Montafon - L 188 Montafoner Straße (Silvrettastraße).

Aus Österreich (A)
Über den Arlberg - S 16 Arlbergschnellstraße in Richtung Bludenz - Abfahrt Bludenz/Montafon - L 188 Montafoner Straße (Silvrettastraße).

 

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